Schnarchen

Kurz gesagt schnarcht jeder 2. ältere Erwachsene!

Schnarchen muss nicht sein…

Warum schnarcht man?

Schnarchen entsteht, wenn die Luft beim Einatmen in den oberen Atemwegen (Nase, Gaumensegel, Zungengrund) auf Engstellen trifft. Tagsüber im Wachzustand sind die Atemwege durch eine gute Muskelspannung offen, in der Nacht jedoch können Engstellen entstehen, weil ganz allgemein die Körpermuskulatur erschlafft und damit auch der sowieso fragile Muskelschlauch des Rachens. Zusätzlich kommt dazu, dass im Laufe des Lebens die Muskelspannung mit zunehmendem Lebensalter abnimmt. Mit ein paar Pfunden zu viel auf der Waage (allerdings ist ein Drittel der Schnarcher und Apnoiker nicht übergewichtig, sondern schlank), einengenden Rachenmandeln, Alkohol am Abend, Schlaftabletten oder entspannenden/beruhigenden Medikamenten, bei zurückliegendem Unterkiefer/Kinn, großem Stress tagsüber oder Rückenlage in der Nacht verstärkt sich das Problem. Frauen sind bis zur Menopause durch die muskelstraffende Wirkung der weiblichen Geschlechtshormone noch einigermaßen geschützt, holen aber, schnarchtechnisch gesehen, danach stark auf:

Bei 30-Jährigen schnarchen 10% der Männer, 5% der Frauen

Bei 60-Jährigen schnarchen 60% der Männer, 40% der Frauen

Was passiert beim Schnarchen?

Die Atemluft, die tagsüber im Wachzustand normalerweise leise und unbehindert an den weichen Geweben der Atemwege vorbeistreicht, wird an den Engstellen verwirbelt und lässt die Gewebe mehr oder weniger kräftig flattern und schwingen. Durch diese Schwingungen entsteht Schall, der richtig laut werden kann, die Lautstärke kann Spitzenwerte von 100 Dezibel erreichen. Das ist für den Partner zumeist störend oder stellt sogar ein echtes Problem dar, denn Lärm macht einerseits krank, andererseits macht Schnarchen den Bettpartner auch schlaflos. Vor allem lautes und langjähriges Schnarchen führt zum Vibrationstrauma der Gewebe. Es wird vermutet, dass dieses Vibrationstrauma Nerven so schädigt, dass sie die Atemmuskulatur nicht mehr regelrecht stimulieren und damit offenhalten können. Zudem führt die Dauerbelastung der Muskulatur auch zu einer Veränderung der Verteilung der Muskelfasertypen.

Ist Schnarchen wirklich nur harmlos?

Das sogenannte primäre oder habituelle (also gewohnheitsmäßige) Schnarchen, die „Ronchopathie“, wird als harmlos bezeichnet, weil es nicht mit Sauerstoffabfall im Blut einhergeht. Die überwiegende Mehrzahl der starken Schnarcher jedoch klagt über morgendliche Erschöpfung und Tagesschläfrigkeit. Das liegt daran, dass die Atemluft auf jeden Fall gegen Widerstand durch die erschlafften und ausgeleierten Geweben vorbeigeleitet werden muss, was eine riesige Anstrengung für den Körper bedeutet. Der Körper erhält nicht den nötigen Tiefschlaf, da er ständig Micro-Weckreaktionen und Impulse aussenden muss, um die Atemwege offen zu halten. Das alles läuft völlig unbewusst ab. Zudem kommt es zu häufigen Puls- und Blutdruckschwankungen. In solchen Fällen kann der Schlaf gar nicht erholsam sein.

Was ist gefährlich am Schnarchen?

Es ist bekannt, dass langjährige kräftige Schnarcher hoch gefährdet sind, ein Obstruktives Schlafapnoesyndrom (OSAS) zu entwickeln, d.h. einen Schlaf mit vielen nächtlichen Apnoen (kompletten Atemaussetzern) und Hypopnoen (teilweisen Atemaussetzern) und einhergehenden, gesundheitsschädlichen Sauerstoffabfällen im Blut. Hier die Liste mit weiteren Beschwerden im Zusammenhang mit Schnarchen:

  • Nächtlicher Körperstress durch erhöhte Cortisol- und Adrenalinspiegel, erhöhter Puls und Blutdruck, Micro-Weckreaktionen
  • Tagesschläfrigkeit (Achtung: Sekundenschlaf), Erschöpfung, Burn-Out
  • Gereiztheit, Konzentrations- und Gedächtnisstörungen, Leistungsabfall
  • Gehäuft Infekte der oberen Atemwege
  • Reflux (Sodbrennen)
  • Stress in der Partnerschaft
  • Atherosklerose („Arterienverkalkung“, speziell der Halsschlagader)
  • Gewichtszunahme
  • Libidoverlust
  • Bluthochdruck

Oft kann man schon am Geräusch erkennen, ob Schnarchen harmlos oder gefährlich ist. Harmloses Schnarchen entsteht eher im Gaumensegelbereich, bei Nasenatmung, ist regelmäßig und liegt in Bereichen bis 500 Hz. Dagegen abzugrenzen ist das gefährliche Zungengrund-Schnarchen (bei Mundatmern), wenn die Zunge im Schlaf nach hinten in den Rachen sinkt und die Atemwege verengt. Dieses Schnarchen ist unregelmäßig, oft von kleinen Pausen unterbrochen und wesentlich lauter, liegt in Bereichen von 1000 Hz und tritt vor allem in Rückenlage auf. Alkohol als Verstärker erhöht insbesondere das Zungengrund-Schnarchen.

Therapie

Wenn die Nasenatmung dauerhaft durch Polypen oder vergrößerte Nasenmuscheln behindert ist, kann diese Engstelle erfolgreich chirurgisch angegangen werden. Eine HNO-Operation am erschlafften Gaumensegel oder Gaumenzäpfchen sollte gut überlegt sein, denn sie hilft nur bei wirklich sehr großem Segel oder Zäpfchen und in der Regel nur bei Gaumensegel-Schnarchern. Oft lässt die Wirkung auch schon bald wieder nach, denn das Problem liegt vielleicht doch im Zungengrund. Hier hilft dann entweder die Atemmaske oder die Unterkieferprotrusionsschiene bzw Apnoeschiene, s. „Therapie“.

Aber Achtung

Auf jeden Fall ist es ratsam und unabdingbar, eine genaue Diagnostik beim Schlafmediziner (spezialisierte Ärzte) durchzuführen, um eine behandlungsbedürftige Erkrankung, nämlich die Schlafapnoe, hinter dem „harmlosen“ Schnarchen zu erkennen. Auf keinen Fall darf das Schnarchen ohne diese Diagnostik behandelt werden, denn hinter jedem Schnarcher kann auch ein Apnoiker stecken („silent apnea“): Selbst wenn das Schnarchen durch Therapie beendet wird, ist die Apnoe möglicherweise noch vorhanden, mit allen gefährlichen Folgen für Gesundheit und Tagesschläfrigkeit / Fahrtüchtigkeit.

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UARS – massiv unterdiagnostiziert

Typisch weiblich?

Für einen erholsamen Schlaf…

UARS (Upper Airway Resistance Syndrome) bedeutet auf Deutsch „Widerstandssyndrom der Oberen Atemwege“: Dieses Krankheitsbild wird viel zu häufig übersehen, weil es beim UARS nicht zu Apnoen oder Hypopnoen und Sauerstoffentsättigungen im Blut kommt, sondern lediglich zu Atemflusslimitationen und zu einer flachen Atmung. Der Muskeltonus im Bereich der oberen Atemwege ist noch ausreichend hoch, um einen kleinen Teil der Atemwege offen zu halten. Aber der Atemwiderstand kann um bis zu 300% erhöht sein! Die Atemarbeit gegen diesen Widerstand bedeutet richtig Stress für den Körper: die notwendige nächtliche Blutdruckabsenkung bleibt aus, sodass das Herz-Kreislaufsystem nicht die Erholung bekommt, die es braucht. Zusätzlich kommt es wegen der vermehrten Atemanstrengung auch zu vielen nächtlichen Micro-Weckreaktionen, die den Schlaf zerstückeln, ihm seine Tiefe und Erholsamkeit nehmen und in Tagesschläfrigkeit münden. Unter diesem nächtlichen Stress leiden viel mehr Menschen (5 mal mehr) als unter der echten Schlafapnoe.

Insbesondere Frauen mit Durchschlafstörungen und Tagesschläfrigkeit sind von dieser Diagnose betroffen, und zwar in mehr als 50% der Fälle. Bei ihnen flattert das Gaumensegel nicht so heftig wie bei Männern und man hört kaum ein Schnarchen, weshalb diese Schlafstörung auch SUARS („silent“ upper airway resistance syndrome) genannt wird. Im angloamerikanischen Raum wird dieses Störungsbild auch als „young, thin, beautiful womens sleep disorder“ bezeichnet (Quelle: Dr. med. Michael Feld). Therapie der Wahl ist die Unterkieferprotrusionsschiene.